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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 3

1912 - Danzig : Kasemann
3 Am Strande der Ostsee. Oer Morgen bricht an. Ein kühler Wind weht vom Meere her. In eintönigem Gebraust tönt der Wellenschlag der Flirt. Wir wandern dem Strande entlang. In der Nähe der Flut ist der Sand glatt und fest wie der Boden einer Tenne. Der Fuß hinterläßt kaum eine Spur, obwohl der Sand vom Wasser durchtränkt ist. Wir gehen unmittelbar an der Grenzlinie des herangleitenden Wassers und richten unsern Blick auf die See. In ziemlicher Entfernung gewahrt man über der tiefgrünen Flut ein Empor- schäumen mächtiger Wogen. Sie bezeichnen die Richtung eines unterseeischen Riffs, über dem eine wilde Brandung steht. Diesseits dieser Stelle erscheinen die Fluten beruhigter; aber näher dem Strande beginnt erneut eine heftige Bewegung Der flache Boden setzt den heranziehenden Wogen ein Ziel, langsam wachsen sie in die Höhe, verflachen sich am aufstrebenden Rande zu scharfen Kämmen, und nun liberstürzen sie sich in heftigen Sprüngen, wobei das gepeitschte Wasser sich in weißen Gischt verwandelt. In mächtigen Schaummassen sprüht er empor und bezeichnet den Weg der Brandung in blendend dahinschießenden Flutgarben. Verkleinert und im stärksten Anprall gebrochen, rückt die flache Welle nun weiter, öfters noch bäumt sie sich in kleineren weißen Schaumkämmen auf, bis endlich der Rest des Wassers in flachen Güssen geräuschlos und wie ermüdet auf dem fast ebenen Strande aufläuft. In eintönigem und doch stets fesselnden! Gebraust hallt ruhelos das Geräusch der Brandung über Strand und Düne. Heiß strahlt die Sonne auf den schnelltrocknenden Sand. Der heftig über den Boden streichende Wind erfaßt die obersten Lagen. Gleich einem feinen Nebel führt er die winzigen Körnchen zu Millionen dahin. In ihrer unendlichen Zahl erzeugen sie, wie sie so wirbelnd dahingleiten, ein leises, knisterndes Geräusch, das dem aufmerksamen Beobachter trotz des Brausens der Brandung nicht entgeht. Zugleich reiben und schleifen die aneinander prallenden winzigen Körnchen ihre Oberfläche und zer- malmen und zerbröckeln in verhältnismäßig kurzer Zeit die wenigen harten Muschelschalen, die in ihrer Masse eingebettet sind. Näher den Dünen ist die Wirkung des Windes noch fesselnder. Auch hier herrscht die leise, aber unaufhaltsame Bewegung, auch hier tönt unablässig das feine Klingen und Knistern. Wie gefurcht erscheint an manchen Stellen die Oberfläche der Düne. Hinter jedem kleinen enivorragenden Gegenstände, welcher die Wirkung des Windes und der rollenden Körnchen hemmt, bildet sich ein winziges Häufchen oder ein kleiner Damm losen Sandes. Jeder hin und her schwankende Grashalm zieht, gleich dem Zirkel, eine feine aber deutliche Bogenlinie in die bewegliche Masse. An anderen Stellen hat der Sand durch eingesickertes Regenwasser größere Festigkeit erlangt, und fast ohne eine Spur zu hinterlassen, schreitet der Fuß über die oft wie marmoriert erscheinenden Flächen. Bald interessieren uns die schwarzen Torffladen, welche die See aus- geworfen, bald die Muscheln, die Holzstücke, die verirrten Tierchen. Da hüpfen Flohkrebse, hier liegen Schmetterlinge verweht im Sande. Ein 1*

2. Heimatkundliches Lesebuch - S. 160

1912 - Danzig : Kasemann
Nunmehr stieg ich die Waldterrasse hinab zum Hafsnser. Der Borstrand «der Raum zwischen Haff und Höhe) ist mit Steinen dicht bedeckt, war es aber früher in einem noch höheren Grade; denn schon seit Jahren bildete die Niste den Steinbruch für die steinarmen Umgegenden, namentlich für die Nehrung und die Marschen der Weichselniederung. Jetzt ist sie an größeren Blöcken erschöpft. Nur im Haff selber liegen noch einige, darunter der sogenannte „Heilige Stein". Er mag achtzehn Fuß lang und ebenso breit sein. Über das Wasser steigt er anfangs mit senkrechten Flächen, dann schrägen sie sich in einem Rücken ab, so daß er den Eindruck eines Grabes macht. Wahrscheinlich hat dieser Stein seine Bezeichnung als „heiliger" davon, daß die alten Preußen auf ihm ihrem Gotte Kurche die Erstlingsopfer des Fischfangs brachten. Bor 600 Jahren mag er auch noch nicht im Wasser selber, sondern auf dem Strande des nun mehr und mehr abgestürzten Users sich befunden haben. Wie an die meisten auffallend großen Steine, so knüpft sich auch hier eine Sage an: In jener Zeit näm- lich, als Riesen die Erde bewohnten, hauste einer von ihnen auf der Frischen Nehrung, ein zweiter am gegenüberliegenden Ufer des Frischen Haffs bei Tvlkemit. Beide hatten nur ein Beil, welches sie sich zum Fällen des Holzes gegenseitig zuwarfen. Als einmal der auf der Nehrung wohnende das Beil haben wollte, der andere aber sich weigerte, es ihm zu geben, er- griff jener den mächtigen Stein und warf nach seinem Bruder. Der Stein glitt aber an dem Daumen etwas ab, und so erreichte er nicht ganz das diesseitige Ufer. — Bei den meisten großen Blöcken in unserer Provinz spielt freilich, der Teufel die Hauptrolle — und der „Heilige Stein" würde den Mangel seiner Beziehung auf den Teufel längst gebüßt haben und zersprengt sein, wenn die Regierung seine Beschädigung oder Vernichtung nicht ausdrücklich untersagt hätte. Dafür hat man die übrigen Steine umso weniger geschont, leider zum großen Verderben des Ufers, das nun ab gespült und abgeschält wird. Gewöhnlich glaubt man, daß dieses durch die Wellen des Haffs geschieht; sie sind aber eigentlich der am wenigsten tätige und schädliche Faktor. Die aus dem steilen Ufer quellenden Wasser, die es unterwühlen, lockern und Bergfälle verursachen, schaden allein schon mehr als alle Flutwellen. Ganz besonders aber ist es das Eis, welches im Früh- ling, wenn das Haff aufgeht, von den Winden an das Ufer getrieben wird und die auffallendsten Verheerungen anrichtet. Wo große Steine ans der Uferbank liegen, wird der schädliche Einfluß der sich auftürmenden Eis- wälle wesentlich gehemmt. Fehlt dieser Schutz, so nagt das Eis alljähr- lich an den Uferwänden wie eine Säge. Das ist auch hier der Fall. Aus- stürzende Bäume, die in der Tiefe liegen, andere, die wie zum Tode ge- neigt, sich mit ihren Wurzelfasern noch an das Ufer anklammern, beweisen den schädlichen Einfluß des Winters genugsam. Dafür läßt sich aber das Ufer wie eine geologische Karte von unten bis oben übersehen, und man erkennt darin die verschiedenen Lehm- und Sandschichten, zu oberst die Humusschicht des Waldes. Ganz besonders zeichnet sich der feine weiße Quarzsand aus und eine durch Eisenocker zu einem Konglomerat verbundene gelbe Sandschicht, welche auf der Nehrung auch wohl scherzweise Pfeffer- kuchen genannt wird. Nachdem das alles am Haff gesehen und bedacht worden, begab ich mich in einem Taleinschnitt durch den noch jungen Wald wieder auf die

3. Heimatkundliches Lesebuch - S. 175

1912 - Danzig : Kasemann
175 eingebettet lagen jene Zeugen der Vergangenheit bis vor wenigen Jahr- zehnten am Rande der dereinstigen Strombucht. — Selbstverständlich war sie nicht nach allen Seiten fest abgeschlossen. Wo die Natur eine Senkung geschaffen hatte, da stoß das Wasser weiter in das Land hinein. Erst als der Nordglazialstrom sich bei Fordon nach Norden dnrchgesressen und so den selbständigen Strom, die Weichsel, geboren hatte, konnte er durch diese nach Norden sich schneller der Wassermassen entledigen und legte dadurch seinen Wasserspiegel wie den der Strvmbucht um ein bedeutendes niedriger. Nach dem Boden, der damals im Werder angeschwemmt wurde, zu urteilen, müssen in dieser Zeit die Äcker von Leutsdorf, Rosental, Nielub und Schönbrod trocken gelegt worden sein. Hierdurch erhielt unsere Strombucht feste, ab- geschlossene Grenzen; die natürlichen Abflüsse nach der Drewenz und Weichsel verhinderten jedes Austreten über die teilweise flachen Ufer. Die Wasser- massen stagnierten; die Strombucht erhielt den Charakter eines ruhigen Wasserbeckens — eines Sees. Zum reinen Seegrunde gesellte sich nun Sand und Staub der Um- gebung. Es entstand ein neuer Seegrund, die Tontrübe. Sie bildete die Grundlage für pflanzliche und tierische Wesen. Der jungfräuliche Boden begünstigte die Entwickelung unzähliger Stäbchenalgen. Zwischen ihnen wimmelte es von Krebstieren, Insekten, Wanzen und Süßwasserschwämmen. So schnell ihr Wachstum, so kurz ihr Dasein. Wohl verschlangen die Wassertiere — Großorganismen — Unmassen dieser Schwebeorganismen, aber doch gab es noch immer jährlich so viele Leichen, daß durch ihre Ver- wesung ringsum alles verpestet worden wäre, wenn die Natur keinen Aus- weg geschaffen hätte. Die Wissenschaft hat aber nachgewiesen, daß gerade im stagnierenden Wasser, das in seinen unteren Partien keinen Sauerstoff enthält, oder welchem nur geringfügige Mengen davon zugeführt werden, die Bedingungen vorhanden sind, um organische Materialien so von der Luft fernzuhalten, daß eine Verkohlung stattfinden muß. Und in der Tat findet man heute auf der Tontrübe des dereinstigen Seebeckens eine Schicht aus organischen Bestandteilen der Wasserorganismen, die einmal hier gelebt haben. Sie sind mehr oder minder weitgehend erhalten oder so zersetzt, daß kohlenstoffhaltige, feste Reste zurückgeblieben sind. Das so durch Nieder- schlag entstandene Gestein ist ein organischer Schlamm. Da sich dieser unter ganz oder ziemlich ausschließlichen Fäulnisbedingungen befindet, so hat man ihn Faulschlamm oder Sapropel genannt. Ans den Resten jener pflanz- lichen und tierischen Urbewohner des Seebeckens hat sich im Laufe der Zeiten eine fast unmeßbare, dicke Schicht von solchem Faulschlamm gebildet. Er liegt auf dem Grunde des ganzen Zgnielkamoores, oft vermengt mit Ton als Sapropelton, oft in breiartiger Masse als Sapropel und oft in gallert- artiger Konsistenz als Lebertorf: ein Beweis wie reichhaltig uno zahlreich die Pflanzen- und Tierwelt hier einst gewesen sein muß! — Der Faul- schlamm entwickelt sich seit jener Zeit bis auf den heutigen Tag. Das be- weisen die beiden Seen. Unter einer kaum handhohen Wasserdecke liegt eine über 10 m dicke Sapropelschicht, nach unten sich langsam verdichtend. Die durch Verkohlung erzeugte Wärme strahlt an bestimmten Stellen des Okun- neksees derart aus, daß jene Stellen im Winter auch bei —20° C. nicht zufrieren. Alle im Faulschlamm sich befindenden Bestandteile konservieren sich so, daß man unter ihnen solche findet, die man für lebend halten möchte.

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 177

1912 - Danzig : Kasemann
jährlich fester, die früheren Pflanzengruppen machen Strauch und Bäumen Platz. Letztere legen ihre Wurzeln horizontal iu den Boden. Durch den reichlichen Laubfall wird der Humusbildung Vorschub geleistet und durch Moorbrand der Boden besonders für den Birkensamen so günstig bereitet, daß der junge Auftrieb fast undurchdringlich wird. Mit diesem Ertrage kann die heutige Landwirtschaft sich nicht zufrieden- geben. Deshalb sind die Birkenmoore bereits in Torfwiesen und diese durch Besandung, Düngung und Besamung in Kulturwieseu umgewandelt worden. Der so bereitete Boden liefert heute schöne Getreideernten. Wenn auch das Korn etwas leicht ausfällt, so bietet doch das gewonnene Stroh ein vor- treffliches Futter. Die Reichhaltigkeit der früheren Flora wird jetzt durch den üppigen Wuchs der wenigen Kulturgewächse reichlich ersetzt. Das wilde Grünlandmoor trägt heute ein schmuckes, modernes Kulturkleid. Nach dem Urteile bedeutender Männer kaun sich aber im Laufe der Zeiten dieses freund- liche Bild leicht ändern. Durch die stete Entwässerung des Bodens wird derselbe zuletzt so durstig, daß im Hochsommer die Grasnarbe verbrennt. Die trockene Torfasche ist aber nicht mehr fähig, sich mit neuem Grün zu überziehen. Wenn dann die Herbstwinde einsetzen, erhalten wir dieselben „Mullwehen", die in Rußland der Schrecken ganzer Gegenden sind. Diesem Übel kann durch rechtzeitige Stauung der Winterwasser leicht ab- geholfen werden. Ferner sei noch bemerkt, daß die mit der Beseitigung der Flachmoore verbundene Entwässerung auch meteorologische Veränderungen nach sich zieht, die für die Kultur der anliegenden Landteile von Nachteil sein können. Nämlich in der Umgebung großer Moore ist stets ein reich- licher Niederschlag vorhanden, der mit der Entwässerung sich verringert und dadurch den Acker, besonders Sandboden, entwertet. Gewiß, für den einzelnen ist ja ein in Kultur genommenes Flachmoor „Landerwerb", für die Gesamtheit aber bedeutet jedes vernichtete Moor eine Schädigung. Heym. Vom Strande der Drewenz. Eöir stehen auf dem Nawraberge, der nordwestlich von dem Städtchen Neumark in Westpr. an dem rechten Drewenzufer emporsteigt. Schon lange zog der kahle, wuchtige Berg, der eine weithin sichtbare Landmarke bildet, wo immer wir weilen mochten, unsere Blicke auf sich, svdaß wir den nahe- liegenden Entschluß faßten, das Drewenztal einmal von dem Gipfel des Berges zu betrachten. Durch mageres Weideland stiegen wir zu der Höhe empor; nun lohnt eine weite Fernsicht die geringe Mühe. Die Landschaft, die sich vor uns ausbreitet, ist nicht lieblich und lebensfroh, wie etwa in den Neustädter Bergen oder den stillen Tälern, die von dem Kloster Oliva aus zwischen bewaldeten Hügeln dahinführen. Und doch entbehrt sie, ernst und groß- zügig wie sie vor uns daliegt, nicht eines eigenen Reizes. In vielfachen Windungen jucht drunten im Tal die Drewenz ihren Weg. Recht selten begleitet Weidicht ihren Lauf, noch seltener spiegeln sich 12*

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 153

1912 - Danzig : Kasemann
153 Natur noch so uneingeengt entgegentritt, wo man sie in der Fülle ihrer Macht und Stärke bewundern kann. Als gegen Ende des neunten Jahrhunderts, also vor über 1000 Jahren, der Seefahrer Wulfstan im Auftrage König Alfreds des Großen von England eine Fahrt nach Preußens Küste unternahm, besuchte er die Handelsstadt Trufo, die offenbar mit unserm See den Namen gemeinsam hat. Dieses Truso lag an der Stelle oder doch in der Nähe des heutigen Elbing; bis dahin reichten also noch die Wogen des Drausen In noch viel früherer Zeit ist er ersichtlich eine Ausbuchtung des Frischen Haffes gewesen und dehnte seine Ufer bis an den Fuß der Höhen, die von Marienburg über Christburg und Pr. Holland im Bogen nach Elbing sich hinziehen. Als der Orden in das Land kam, wurden die ersten Deiche errichtet. Schon damals hatte die Verlandung des ganzen Beckens solche Fortschritte gemacht, daß die zielbewußten, fleißigen Ansiedler nach und nach immer größere Flächen entwässern und bebauen konnten. Siedelung auf Siedelung folgte im Lauf der Jahre und Jahrhunderte, ein Dorf nach dem andern wurde gegründet, bis aus dem weiten Seegrunde die fruchtbare Niederung ent- standen war, die jetzt den an der tiefsten Stelle verbliebenen Überrest des- Sees einschließt. Etwa 30 qkm mögen heute außerhalb der schützenden Deiche liegen, die Längsausdehnung des Gebietes beträgt etwa 15 km, seine größte Breite am Südende fast 5 km, von wo es sich nach Norden hin verjüngt. Doch nur die Hälfte etwa weist im Frühjahr, nachdem der Winter mit seinem Eisgang den See geräumt hat, offenes Wasser auf. Die Tiefe beträgt etwa ein bis zwei Meter zur Zeit hohen Wasserstandes. Darunter- liegt eine dichte Schicht von Moder und Schlamm, bis man bei etwa zehn Metern den alten Meeressand erreicht. Die andere Hälfte des Gebietes nehmen die stellenweise kilometerbreiten Uferstreifen mit ihren Kämpen ein, die uns in recht mannigfaltiger Ausbildung entgegentreten. Geht man vom Deiche auf sie hinaus, so muß man zunächst durch kniehohes Wasser hindurch. Man befindet sich auf der sogenannten festen Kämpe. Bald aber merkt man verwundert, wie der Boden trockener wird und man schließlich ganz aus dem Wasser herauskommt. Allerdings ist es kein sicherer Boden, auf dem man geht; man befindet sich auf schwankendem Terrain, das unter den Tritten nachgibt und sich biegt. Dies sind die „Treibkämpen", weite Flächen zu- meist mit Rohr bestandenen Landes, das wie ein Teppich auf dem Wasser liegt und schwimmt. Wer zuin erstenmal auf diesem Boden wandert, kann sich des Gefühls der Beklemmung kaum erwehren; aber der Führer, ohne den man sich hier nicht bewegen kann, beruhigt uns, und tapfer schreiten wir mit ihm weiter dem See zu, bis wir an das Ufer herangekommen sind, ohne daß sich dabei die Festigkeit der Decke merkbar verändert hätte. Mit einer gewissen Erleichterung setzen wir uns in das hier festgebundene Boot. Das Rohr bedeckt den weitaus größten Teil der Kämpen, der festen sowohl wie der schwimmenden. Dazwischen befinden sich jedoch auch recht ausgedehnte Baum- und Strauchbestände. Hochstämmige Erlen bilden nicht nur auf der festen Kämpe ganze Wälder, sondern ziehen sich auch auf das Treibland hinauf. So befindet sich am Südende des Sees ein viele Hektar großer Erlenbestand auf schwimmendem Boden. Kommt allerdings einmal ein böser Wirbelwind, so reißt er manchen der schwarzen Gesellen aus dem schwankenden Untergründe los und wirft ihn um, daß er seine Wurzeln ver

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 42

1912 - Danzig : Kasemann
42 Wurzeln. Eichhörnchen sprangen munter von Zweig zu Zweig und schälten deren junge Rinde. Die Stille des Waldes wurde vom Klopfen des Spechtes unterbrochen, welcher in der Rinde und im Holz der Bernsteinbäume nach Insekten suchte, auch wohl Höhlen zum Nachtaufenthalt und zum Brntgeschäft in das Innere hineinzimmerte. Mit vereinten Kräften mögen auch beide Tiere die Zapfen der Nadelbäume bearbeitet und zerstört haben. Tausende von Jnsektenarten schwirrten im Wald umher und befielen die Pslanzen und größeren Tiere derselben. Bastkäfer bohrten gesunde und kranke Stämme an und gingen in die Rinde oder flach in den Splint hinein; sie brachten kränkelnde Bäume rasch zum Absterben und machten junge Indi- viduen zu Krüppeln, welche in der Folge anderweitigen Angriffen um so eher ausgesetzt waren. Die Larven gewisser Insekten fraßen die jungen Triebe oder auch die Zapfen an und durchnagten altes Holz nach allen Richtungen. Ferner erschienen Bockkäfer, welche ihre Eier an der Rinde ablegten oder sie tief in deren Risse einführten; die Larven fraßen zunächst oberflächlich und setzten im folgenden Jahr ihre Tätigkeit im Holz fort. Einige Arten befielen lebende Bäume, andere wiederum abgestorbene Hölzer; auf manche Bockkäfer mag besonders von Seiten der Spechte Jagd gemacht sein. Am Rande des Waldes und an lückigen Stellen, wo Licht und Wärme ungehinderten Zutritt hatten, flogen Prachtkäfer an und legten hier gleich- falls ihre Eier in die Borkenrisse der Bernsteinbänme. Die Larven wanderten noch in demselben Jahre in die äußeren und im folgenden auch in die inneren Schichten des Splintholzes und bildeten hier von oben nach unten geschlängelt verlaufende Gänge, welche nicht gereinigt wurden. Manche Tiere fanden sich auch in lebenden Bäumen und konnten auf dieselben in jugend- lichem Alter sogar tätlich einwirken. Wo durch Windbruch große Mengen frischen Holzes gefallen waren, blieb der Borkenkäfer nicht aus; er entwickelte sich in einer enormen Fülle und zerstörte im Verein mit Pilzen nicht nur das gesamte gebrochene Material, sondern griff auch die weniger beschädigten, stehenden Bäume in der weiteren Umgebung an. Ans diese Weise wurden die Windrißlöcher zu Brutstätten für Käfer und andere Insekten, sowie zu Infektionsherden für Schmarotzer und Halbschmarotzer ans dem Reiche der Pilze. Nachdem dieses ganze Material, unter steter Einwirkung der Atmosphärilien, Pilze und Insekten verarbeitet war, konnte der junge An- flug in der entstandenen Lücke aufkommen und dieselbe im Laufe größerer Zeiträume wieder ausfüllen; aber in derselben Zeit hatten gewiß anderswo schon andere Beschädigungen Platz gegriffen. Neben den Käfern zeigten sich andere Insekten im Bernsteinwald. Sv wurden die Nadeln der Bäume von gewissen Hautflüglern (Lophyrus) be- fallen und abgefressen, wodurch bei massenhaftem Auftreten derselben weite Strecken verwüstet werden konnten; andere Hautflügler, wie die Larven von Holzwespen, lebten im Holz der zurückbleibenden und kränkelnden Stämme. Auch die Rüupchen von Wicklern nagten in den Nadeln und in der Rinde junger Bäume; die gebräunten Nadelreste blieben anfangs wohl hängen, fielen aber später ab. Gallmücken impften ihre Eier jungen Pflanzen- teilen ein und gaben zur Bildung von Gallen Anlaß, in welchen die Larven ihre Entwickelung durchmachten; wenn dieses gerade am Grunde junger Nadeln geschah, wurden letztere selbst beschädigt und fielen weit früher, als unter normalen Verhältnissen ab. Baumläuse bedeckten Stamm und Äste und

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 79

1912 - Danzig : Kasemann
betrug, in Zahlen gekleidet, 12 Millionen Mark. Und welche Bilder der Not verhüllt die tote Zahl! Seit Jahren ist die Staatsregierung durch die Königliche Strombauverwaltung bemüht, zu schützen, soweit Menschen gegen die Allgewalt der Elemente schützen können. Seit einem Menschenalter gehen Eisbrechdampfer von besonders erdachter Bauart — mit kiellosem, flachem Borderbug fahren sie auf das Eis und brechen es durch die Gewalt des Drucks in Stücke — alljährlich zur Zeit des Eisgangs die Weichsel stromauf, womöglich bis zur Nogateinmündung oder noch weiter, um die Eisdecke zu zerbrechen, die der Frost bis zu 60 cm Stärke schuf. Damit alsdann der Strom des freigewordenen Eises ohne große Reibungen auf Die Weichselmündung vor 100 Jahren. möglichst kurzem Wege die offene See erreiche, ist endlich nahe dem Dan- ziger Haupt der Schiewenhorster Durchstich gegraben, der geradeswegs gen Norden die Eis- und Wassermassen in die Danziger Bucht Hintreiben soll. Die Wucht des überquellenden Weichselstroms wird treffend dadurch gekennzeichnet, daß nach den Berechnungen der Sachverständigen die in der Sekunde abfließende Wassermenge bei größtem Hochwasser oberhalb der Strom- teilung etwa loooocbm betrügt, bei niedrigstem Wasserstand immerhin 450 cbm. Durchschnittlich 375 »> ist der Fluß in der Nähe der Mündung breit. Von Einlage ab geht die Weichsel in nahezu nordwestlicher Richtung an dem in der Neujahrsnacht des Jahres 1840 durch Eisgang gebildeten Durchbruch bei Neufähr vorüber, durch die Plehnendorfer Sch lense, dann, nicht weit von Danzig entfernt, an der Einmündung der Mottlau, teils durch den neuen Kaiserhafen, teils in ihrem alten Flußbett an der Kaiserlichen Werft und an der Schichauwerft vorbei nach Weichselmünde,

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 8

1912 - Danzig : Kasemann
8 Einfach gestaltet sind der Ost- und Südrand. Mehr Abwechselung in der Gestaltung der Küste bietet der Westrand. Der nördlich der Stadt Zoppot unmittelbar ans Meer herantretende pommerellische Landrücken sorgt für diese Abwechselung. Flach liegende Buchten wechseln mit wallartig hoch und steil aufsteigenden, gegen das Meer trotzig vortretenden Plateaus, hier Kämpen genannt, ab. Der Formenreichtum dieser stark gegliederten Westküste wird noch durch die etwa 35 km lange Landzunge Hela vermehrt. Die Danziger Bucht stellt die tiefste Bodensenke der Ostsee im gesamten deutschen Küstengebiet dar. Erst in 110 Tiefe erreicht östlich Hela das Steilküste an der Danziger Bucht bei Oxhöft. Senkblei den Meeresgrund. Schnell fällt der Boden zu dieser Tiefe ab, be- sonders an der Südspitze Helas und an der Frischen Nehrung. Flach ist der innere Teil der durch die Landzunge Hela gegen das offene Meer geschützten Putziger Wiek, wo auf weite Flächen nur 0,5—3 m die Wassertiefe betrügt. Dte Kenntnis von dem inneren Aufbau des in Rede stehenden Gebietes ist fast ausschließlich auf die Küstenränder beschränkt. Im Osten ist es die Schichtenreihe tertiärer Sande, die den meerbespülten Fuß des Samlandes bilden und durch ihren Reichtum an Bernstein Weltruf erlangt haben. Eine Diluvialdecke von im ganzen geringer Mächtigkeit überlagert den tertiären Kern des nach Süden sich verflachenden Samlandes. Diluviale Schichten verschiedenen Alters sowie alluviale Anschwemmungen bilden den Festlandsrand des Frischen Haffes, das im geologischen Sinne als ein Stück der Danziger Bucht zu betrachten ist. Erst durch das Vorschieben der alluvialen Dünenkette der Frischen Nehrung ist es dem Meere entfremdet
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